Konferenz „Nutztiere“
Bei der Konferenz “Nutztiere” (Oktober 24) wurden nach mehreren Diskussionsrunden zu unterschiedlichen Themen (s. Dokumente) Stimmungsbilder zu verschiedenen Aussagen festgehalten. Die Spielregeln waren wie folgt: Es wurde eine Aussagen vorgelesen und die Teilnehmer konnten sich zu dieser positionieren. Wer überhaupt nicht mit der vorgelesenen Aussage einverstanden war, positionierte sich links im Feld (rot). Wer vollkommen damit einverstanden war, positionierte sich rechts (grün). Die folgenden Fotos sind die Dokumentation dieser unterschiedlichen Stimmungsbilder.
Ich wünsche mir, dass sich ortoloco in den nächsten 5 Jahren zu einem Landwirtschaftsbetrieb ohne Nutztiere entwickelt.

Ich wünsche mir, dass sich ortoloco in den nächsten 10 Jahren zu einem Landwirtschaftsbetrieb ohne Nutztiere entwickelt.

Falls ortoloco weiterhin Nutztiere hat sollte die Haltung mit höchsten Ansprüchen an das Tierwohl weiterentwickelt werden.

Falls wir die Legehennen bei ortoloco abschaffen, könnte ich meine Eier an einem anderen Ort mit hohen Tierwohl-Ansprüchen beziehen.

Hühner sollten wir nur halten, wenn wir mittelfristig auf Hybrid-Rassen verzichten würden.

Wenn an der GV bei der Frage nach Nutztieren auf dem Hof nicht in meinem Sinn abgestimmt wird, würde ich bei ortoloco austreten.

Wenn das Abo 25% teurer würde, würde ich es beenden.

Weitere Wünsche & Anliegen
Bei den Diskussionstischen kamen auch einige sehr konkrete Vorschläge zusammen. Diese können hier nachgelesen werden (klicken zum Aufklappen)
- Es wird eine vegane Versuchsfläche für den Gemüse- und Ackerbau geschaffen und von den Fachkräften betrieben. Begründung: Ein Teil der Mitglieder wünscht sich einen veganen Hof. Da es keine Erfahrungswerte gibt, wissen wir aktuell nicht, ob ein veganer ( oder teilveganer) Hof fachlich und wirtschaftlich umsetzbar ist.
- Evtl. keine Schwarz-weiss-Lösung. Was gibt’s dazwischen? Nicht von heute auf morgen… Wo wollen wir zB. in 10 Jahren stehen – und wie kommen wir in nachhaltigen Schritten dorthin?
- Hofschlachtung kann auch abschrecken ! das Töten kommt auf den Hof.
- „Gesündere Hühner“: Rassen? Hybride? Anders füttern?
- Bio-Gas-Anlage, Bio-Kohle-Anlage ! Biokohle kann man lagern und CO2 speichern + in den Boden einbringen
- Wir haben auf dem Hof ein Nährstoffdefizit… Unsere Rüstabfälle auf den Hof bringen oder einsammeln auf der Verteiltour? (Oder wenigstens die Gnossis, die in der Nähe vom Hof wohnen – wäre schon mal etwas 😉
- Schnitt-/Grüngut aus Extensivweiden könnten in Kompogas-/Pyrolyseanlagen in Dünger umgewandelt werden! Samendruck wird dadurch eliminiert. Kann auch extern (nicht auf dem Hof) geschehen.
- Zahlen, wie viele Nährstoffe die Rinder liefern und durch die Verwertung von Grüngut geliefert werden könnte (Nährstoffbilanz mit/ohne Tiere).
- Klimabilanz mit/ohne Tiere
Umfrage Genossenschaft
Um Entscheidungen zum Thema Nutztiere treffen zu können, haben wir im Mai 2024 eine Umfrage innerhalb der Genossenschaft durchgeführt. Eure Rückmeldungen helfen uns die Konferenz gut vorzubereiten und ein Stimmungsbild der Genossenschaft zu erhalten.
Hier geht es zu den Resultaten der Umfrage: https://nutztiere.ortoloco.ch/wp-content/uploads/2024/08/Resultate_Umfrage_Nutztiere.pdf.
Fachkräfte
Das Fachkräfteteam hat sich bereits intensiv mit dem Thema Nutztiere auf dem Hof auseinandergesetzt. Unter anderem unter den Aspekten der Ethik, der Nährstoffkreisläufe sowie der Ernährungssicherheit und Produktvielfalt, der Energieeffizienz und Emissionen, der Biodiversität, der Wirtschaftlichkeit sowie auch der Eignung unserer Anbauflächen und der persönlichen Interessen.
Grundsätzliches
Die Fachkräfte haben eine gemeinsame Haltung formuliert, hinter der alle 6 Personen stehen können und ihre jeweils individuell etwas unterschiedlich geprägte Haltung grundsätzlich wiederfinden.
- Die Fachkräfte finden Nutztiere im Hofgefüge auf dem Fondlihof grundsätzlich nicht problematisch und sehen den Nutzen der Aufgaben, welche die Rinder, Legehennen und Honigbienen auf dem Hof erfüllen.
- Falls wir uns für eine Zukunft mit Nutztieren bei ortoloco entscheiden:
Die Fachkräfte streben eine Verbesserung des Tierwohls (insbesondere bezüglich der Ställe), der Aufbereitung der Hofdünger, der Beschaffung des Futters, der Pflege der Weiden und eine Reduktion des Stresses für die Tiere bei der Schlachtung an und haben viele konkrete Umsetzungspläne dazu. - Falls wir uns für eine Zukunft ohne Nutztiere bei ortoloco entscheiden:
Die Fachkräfte würden die Entscheidung mittragen und finden eine Bewirtschaftung eines ganzen Hofes mit Gemüse-, Obst- und Ackerbau ohne Nutztiere grundsätzlich interessant. Der antizipierte Arbeitsaufwand um ein Szenario auszuarbeiten (Recherche, Sitzungen, Computerarbeit – auch für den Vorstand), der wahrscheinliche Verlust von Biodiversitäts-Förderflächen (BFF), offene Fragen zu Nährstoffversorgung, Ressourcenbindung, Workload und finanzielle Fragen lässt die Fachkräfte dennoch zögern und bereitet Sorgen. Eine solche Umstellung würde Jahre in Anspruch nehmen und müsste von der Genossenschaft mitgetragen werden.
Lebenshof
In den Umfrageantworten wurde die Frage nach einem Lebenshof aufgeworfen.
Auf Lebenshöfen oder auf Gnadenhöfen werden Nutztiere gehalten, deren Fleisch nicht gegessen wird. Die Tiere erfüllen aber durchaus den Zweck, Gras zu verwerten, Dünger zu liefern, Weiden zu pflegen. Die Tiere leben so lange, bis sie einen natürlichen Tod sterben oder eingeschläfert werden (z.B. aufgrund gesundheitlicher Probleme). Einige Höfe „retten“ auch Tiere von anderen Höfen oder von Schlachthöfen.
Die Haltung zu Lebenshöfen ist individuell und persönlich geprägt. Das Fachkraft-Team steht dem Konzept der Lebenshöfe kritisch gegenüber:
- Die Nutztiere sind nicht für ein möglichst langes Leben gezüchtet. Wir befürchten viele Tierarztbesuche und dass die Entscheidung, wann das Tier sterben muss, dennoch beim Menschen liegt (einschläfern).
- Es ist ein Trugschluss, dass wir auf einem Lebenshof keine Tiere mehr töten. In der landwirtschaftlichen Produktion ist es leider eine Tatsache, dass sehr viele Tiere sterben: Insekten beim Mähen und durch biologische Pflanzenschutzmittel, Würmer bei der Bodenbearbeitung, Mäuse in den Fallen und beim Vergasen im Gemüse und im Obst, Schnecken in Gemüse und Sonnenblumen mittels Schneckenkörner, im heissen Wasser oder im Tiefkühler als Beispiele.
- „Tiere retten“ ist nicht wirklich nachhaltig, da das System dabei nicht geändert wird, sondern auf dem aktuellen System aufbaut. Es macht unserer Meinung nach mehr Sinn aufzuzeigen und umzusetzen, wie z.B. die Legehennenhaltung zur Eiergewinnung wieder wesensgerechter, weniger nährstoffintensiv und ressourcenschonender gestaltet werden kann (Zweinutzungs-Rassegeflügel, bessere Grasverwertung, Integration ins Hofgefüge, etc.). Oder salopp ausgedrückt: Man kann gar nicht so viele Tiere retten, wie es das viel zu intensive aktuelle System erfordern würde.
Die Haltung der Fachkärfte ist „ganz oder gar nicht“: Entweder ein Hof mit Nutztieren, welche möglichst wesensgerecht gehalten werden und sinnvolle Aufgaben im Hofgefüge erfüllen oder ein Hof ohne Nutztiere.
