Fachinformationen

Was brauche ich noch, um Entscheidungen zur Nutztierhaltung im Hofgefüge zu treffen?“

Die Umfrage wurde von 200 Mitgliedern ausgefüllt – wow! Bei der Frage nach weiteren Infos kamen sehr gehaltvolle Fragen zusammen. Wir haben diese in Unterthemen zusammengefasst und versuchen, hier erste Antworten zu geben.

Zum Begriff „Nutztiere“: Die Arbeitsgruppe hat sich entschieden, konsequent den Begriff „Nutztiere“ zu verwenden, da der Begriff „Tiere“ zu ungenau beschreibt, um welche Thematik es in diesem Entscheidungsprozess geht. „Tiere“ umfasst unserer Meinung nach alle Lebewesen, welche sich im Hofgefüge befinden, also auch Bodelebewesen, Mäuse, Schnecken, Insekten, Haustiere und Wildtiere, welche sich gelegentlich in unseren Kulturen aufhalten. Nutztiere beschreibt die Tiere, welche vom Menschen gelenkte Aufgaben übernehmen (Gras verwerten, Biodiversitätsförderflächen pflegen, Versorgung mit Hofdünger, Versorgung mit Eiern, Honig und Fleisch). Auf dem Fondlihof zählen die Rinder, Legehennen und Honigbienen zu den Nutztieren.

Entscheidungsfindung

Die Fondlihof-Genossenschaft trifft gemeinsam Entscheidungen zur Hofentwicklung; und nun zur Rolle von Nutztieren. Dabei ist die aktive Mitgestaltung aller Mitglieder wichtig. Unsere engagierten Fachkräfte unterstützen diesen Prozess mit ihrem Wissen, um eine fundierte und werteorientierte Weiterenticklung zu ermöglichen.

In den letzten Jahren haben bereits vieles gemeinsam erarbeitet und haben auf dem Weg der gemeinsamen Meinungsbildung bereits viele Resultate erarbeitet. Dieser Prozess wird uns auch in der Zukunft begleiten.

Pro & Contra

Das Fachkräfteteam (Garten- und Hofteam) hat sich im letzten Jahr intensiv damit auseinandergesetzt, wie eine Landwirtschaft mit sinnvollem Tierbesatz oder ohne Nutztiere auf dem Fondlihof umsetzbar wäre:

  • Gemeinsames Erarbeiten einer Nutzwertanalyse (aufgebaut als Matrix, in welcher wir verschiedene Ebenen und Aspekte eines Fondlihofs ohne und mit Nutztieren bewerten konnten)
  • Beratungen und Austausch zu Düngemethoden, Pflege der Biodiversitätsflächen (Weiden), Auswirkungen auf das Hofgefüge, etc.
  • Viele Diskussionen untereinander, mit Berufskolleg:innen, mit Mitgliedern

Auch auf Genossenschaftsebene wurde bereits einiges diskutiert und bewegt. Siehe Dokumente und Haltungen.

Insgesamt zeigt sich, dass es nicht möglich ist, eine pro-contra-Liste zu erstellen woraus sich eine Entscheidung ableiten kann. Die Ebenen und Aspekte sind zu komplex miteinander verschachtelt, als dass sich anhand nüchterner Argumente eine „richtige Richtung“ abzeichnen könnte.

Allerdings gibt es wichtige Erkenntnisse, welche in den unteren Kapiteln behandelt werden. Diese können uns bei der gemeinsamen Diskussion helfen, sodass wir nicht in unseren Positionen und Meinungen zum Thema Nutztiere auf dem Fondlihof verharren, sondern einen offenen und konstruktiven Entscheidungsprozess führen können. Schlussendlich geht es darum zu entscheiden, was ganz konkret auf den Fondlihof geschehen soll. Dabei geht es um die Prioritäten, welche wir auf unserem Hof setzen wollen, um die bestehenden Kenntnisse der Fachkräfte, und um die Bereitschaft zu akzeptieren, dass es nicht ein „richtig“ und „falsch“ gibt.

Ökonomie

Eine naheliegende Frage ist, welche finanziellen Auswirkungen eine Umstellung auf einen Hof ohne Nutztiere haben würde. Beispielsweise wird die Frage häufig gestellt, wie viel es kosten würde, nur noch die Hühner oder nur noch die Rinder zu behalten. Nach zahlreichen Diskussionen wissen wir, dass es nicht möglich ist, in diesem Teil des Prozesses eine qualifizierte Aussage dazu zu machen und ein seriöses Budget zu erstellen. Es gibt sowohl auf einem Fondlihof mit Nutztieren und einem Fondlihof ohne Nutztiere sehr viele Möglichkeiten, wie wir das umsetzen können. Beispielhafte könnten die Überlegungen so aussehen:

Mit Nutztieren:

  • Wir könnten uns dafür entscheiden, mehr Tierarten zu halten (z.B. zusätzlich noch Ziegen und Schweine). Das würde die Betriebskosten erhöhen.
  • Wir könnten uns dafür entscheiden, mehr Rinder zu halten, als es für den Fleischbedarf unserer Genossenschaft erforderlich ist, und daher einen Teil der Rinder an den Grosshandel zu verkaufen. Das würde die Betriebskosten senken (Skaleneffekt).

Ohne Nutztiere:

  • Wir könnten uns dafür entscheiden, alle Ackerflächen abzugeben resp. zu verpachten und das Gemüse und Obst mit zugekauften Kompost zu produzieren. Das würde die Betriebskosten senken.
  • Wir könnten uns dafür entscheiden, den Acker- und Gemüsebau auf biovegan umzustellen und den Ackerbau weiter zu diversifizieren. Das würde die Betriebskosten erhöhen.

Der Aufwand, für alle möglichen denkbaren Szenarien ein Budget zu erstellen, ist zu gross. Die solidarische Landwirtschaft setzt eine gemeinwohl-, bedarfs- und bedürfnisorientierte Ökonomie um. Wir entscheiden als Genossenschaft, was wir möchten, rechnen danach aus, wie viel das kostet und entscheiden anschliessend, ob es uns das wert ist. Wenn nicht, passen wir die Entscheidung soweit an, dass die finanzielle Tragbarkeit gewährleistet ist.

Für eine finanzielle Betrachtung der Umstellung der Tierhaltung auf dem Fondlihof würde sich die Vorgehensweise eigenen, einen gemeinschaftlichen Wunsch der Genossenschaft abzuholen und erst in der detaillierten Ausgestaltung finanziellen Faktoren miteinzubeziehen. Eine Vorgehensweise könnte sein, als Genossenschaft eine konkrete Skizze zu erstellen, woraufhin die AG Nutztiere und die Fachkräfte eine Machbarkeitsstudie und anschliessend einen Budgetentwurf erstellen könnten.

Zusammenfassend kann kann keine finanzielle Auswirkung aus der Entscheidung über die Anzahl der Tiere auf dem Hof abgeleitet werden. Sowohl eine Erhöhung oder eine Minderung der Anzahl Tiere wie auch die Abschaffung der Nutztiere können zu finanziell positiven oder negativen Folgen führen.

Lebensmittel

Einer der Vorteile an der solidarischen Landwirtschaft ist, dass wir alle – wir ca. 600 Betreiber:innen des Fondlihofs – bestimmen können, welche Lebensmittel wir auf dem Hof erzeugen wollen. Wir sind nicht abhängig von einer marktwirtschaftlichen Nachfrage, einzig das Klima und die Nutzbarkeit unserer Flächen geben eine Richtung vor.

In der gesamten Genossenschaft gibt es gesamthaft aktuell 262 Abos, davon sind 164 Eierabos und 95 Fleischabos (alle Hof- und Vollabos und Zusatzportionen Fleisch zusammengezählt). Von den Eierabonnenten, welche die Umfrage ausgefüllt haben, können sich 33% vorstellen, auf Eier zu verzichten. Von den Fleischkonsumenten, welche die Umfrage ausgefüllt haben, können sich 45% vorstellen, auf Fleisch zu verzichten. Es stellt sich aber die Frage, ob die Mitglieder ganz auf Eier und Fleisch verzichten würden oder diese tierischen Lebensmittel allenfalls an einem anderen Ort kaufen würden.

Bei einer Umstellung auf einen Hof ohne Nutztiere wird es nicht realistisch sein, die frei werdenden Ressourcen sofort in ein alternatives Sortiment einzubringen. Vielmehr wäre das Fachkräfteteam mit der komplexen Umstellung vom Hof mit Nutztieren zum Hof ohne Nutztiere beschäftigt, bevor zusätzliche und neue Acker-, Gemüse- und Obstkulturen angebaut werden könnten. Somit würden die Eier und das Rindfleisch wegfallen, das Sortiment würde ansonsten aber vorerst gleich bleiben.

Lebenshof

Auf Lebenshöfen oder auf Gnadenhöfen werden Nutztiere gehalten, deren Fleisch nicht gegessen wird. Die Tiere erfüllen aber durchaus den Zweck, Gras zu verwerten, Dünger zu liefern und damit die Weiden zu pflegen. Die Tiere leben so lange, bis sie einen natürlichen Tod sterben oder beispielsweise aufgrund gesundheitlicher Probleme eingeschläfert werden. Einige Höfe „retten“ auch Tiere von anderen Höfen oder von Schlachthöfen.

Die Haltung zu Lebenshöfen ist individuell und persönlich geprägt. Das Fachkräfteteam steht dem Konzept der Lebenshöfe kritisch gegenüber. Die konsolidierte Haltung der Fachkräfte befindet sich auf der Seite Haltungen.

Weide & Fläche

Es gibt drei Arten von Flächen, auf denen Gras wächst, und welches die Rinder und Legehennen derzeit verwerten.

Kunstwiese (Kleegraswiese)

Die Kleegraswiese säen wir immer am Ende der Fruchtfolge des Acker- und Gemüsebaus an, um dem Boden eine zwei- bis dreijährige Pause zu geben. Die Kunstwiese ist wichtig für die Bodenfruchtbarkeit, die Stickstofffixierung im Boden, die Regulierung von Beikräutern und der Vermeidung von Pilzkrankheiten der Kulturpflanzen. Damit die Kleegraswiese vital bleibt und ihre Funktion erfüllen kann, mähen wir diese ca. vier Mal im Jahr. Die Rinder verwerten diese Futterernte dann zu Gülle, Mist und Fleisch. Ein Teil wird im Gemüse als Mulchmaterial auf den Beeten verwendet.

Extensive Weide

Die extensiv genutzten Weiden eignen sich nicht für den Gemüse-, Obst- oder Ackerbau. Wir nutzen diese Flächen als Biodiversitäts-Förderflächen (BFF), wodurch sie nicht geschnitten sondern nur von Tieren geweidet werden dürfen. Ausserdem ist Bodenbearbeitung und Düngung (auch mit eigenem Hofdünger) nicht erlaubt. Diverse Strukturen (Bäume, Sträucher, Asthaufen, Steinhaufen) sind ebenfalls Vorschrift. Auf dem Fondlihof sind ca. ¼ der Flächen extensive Weiden. Kleine Gruppen von Rindern leben und grasen jeweils für mehrere Wochen in den Vegetationsmonaten auf diesen Weiden.

Hausweide

Unter den Hochstammbäumen und auf den angrenzenden Hangflächen gibt es eine Fläche von ca. drei Hektar, welche als sogenannte Haus- oder Standweide dient. Sobald es die Witterung und die Vegetation erlauben, lassen wir die Rinder und Legehennen auf dieser Weide täglich grasen.

Veränderungen ohne Nutztiere

Ein viehloser Fondlihof würde sich auf diese Wiesen und deren Nutzbarkeit unterschiedlich auswirken.

Die Schnitte (Futterernten) der Kunstwiesen würden wir auf einem viehlosen Fondlihof weiterhin als Mulch im Gemüse verwenden. Auch im Ackerbau würden wir versuchen ein System zu etablieren, um einen Teil der Futterernte ebenfalls direkt als Mulch einzusetzen. Die grosse Herausforderung wäre es, vor allem im Frühling die geeigneten Zeitpunkte dafür zu finden, da die Kulturen nicht zu hoch sein dürfen, aber der Boden trocken genug sein muss, um ihn befahren zu können. Den grössten Teil der Kunstwiesen-Schnitte könnten wir nicht direkt als Mulch verwenden, sondern würden die Ernte kompostieren oder auf eine oder mehrere Arten konservieren (z.B. im Flachsilo), um das Düngermaterial übers ganze Jahr verfügbar zu haben. Für einen guten Kompostierungsprozess würden wir Stroh und Holzhäcksel beimischen.

Die extensiven Weiden könnten ohne Wiederkäuer nicht mehr sinnvoll genutzt werden. Diese Flächen können wir nicht zu Fruchtfolgeflächen umwandeln, da sie zu steil, zu nass oder zu nah am Fluss sind. Zudem befinden sich alle Flächen am Nordhang. Ausserdem ist es sinnvoll, wenn auf einigen Flächen keine Bodenbearbeitung stattfindet, da dadurch ein grosses Potential der Flächen als Kohlenstoffsenken, das heisst zur Bindung von CO2, erhalten bleibt. Und nicht zuletzt hat die Stadt Dietikon auf allen drei extensiven Weiden auch in den nächsten 5 Jahren Projekte zur Förderung der Biodiversität geplant, wodurch auch andere Formen der Nutzung ausgeschlossen werden.

Die Hausweide würden wir für eine Bewirtschaftung ohne Nutztiere aufteilen: Unter den Hochstämmen könnte eine extensive Wiese etabliert werden, die zweimal im Jahr geschnitten wird. Dieses Schnittgut würden wir eher nicht kompostieren, da es viele Samen enthält, sondern an Pferde- oder andere Höfe mit extensiver Fütterung weiterverkaufen. Ein flacheres Stück auf der Weide könnten wir in Ackerfläche umwandeln. Den Rest (ca. 2 ha) würden wir vermutlich abgeben resp. weiterverpachten, da eine andere Nutzung der Flächen analog den extensiven Weiden nur schwierig umsetzbar ist (Nordhänge, schlechte Zufahrt für Maschinen).

Boden & Dünger

Aktuell düngen wir den Boden mit dem verfügbaren Hofdünger Gülle, Rinder- und Hühnermist, wobei der Hühnermist von der Menge her vernachlässigbar ist. Die Gülle wird durch das Regenwasser stark verdünnt, und die Menge an Nährstoffen in der Gülle reicht übers Jahr gerade aus für einen extensiven Ackerbau . Der Ausdruck „extensiver Ackerbau“ bedeutet, dass wir unsere Flächen nur mit einem geringen Einsatz an Mitteln bewirtschaften und einen eher geringen Ertrag ernten. Bevor wir mit dem Geohobel den Boden flach bearbeiten, bringen wir den grösseren Teil des Mists direkt aufs Feld aus. Einen kleinen Teil des Mists kompostieren wir und verwenden diesen vor allem für das Gemüse.

Falls wir die Rinderhaltung weiterführen, würden wir künftig den gesamten Mist kompostieren, bevor wir ihn als Dünger auf die Felder ausbringen würden, da dies besser für den Boden ist. Das Gemüseteam ist erfahren in der Mistkompost-Herstellung, das Hofteam eignet sich aktuell das Wissen dazu an.

Ohne Rinder würde die Gülle für die Düngung ganz wegfallen und das derzeit durch die Rinder gefressene Gras der Kunstwiesen würden wir teils direkt als Mulchschicht auf die Felder ausbringen und teils als Silage, Bokashi, Kompost oder anderweitig konservieren, um es für den Boden umzuwandeln. Die Fachkräfte haben dazu aktuell keine Erfahrung und müssten sich das Wissen aneignen. Es gibt auch noch keine Höfe mit Ackerbau im Netzwerk der Fachkräfte, welche ohne tierischen Dünger arbeiten. Wie sich die neue Art zu düngen auf die Erträge und die Bodenfruchtbarkeit auswirken würden, ist derzeit noch unklar. Auch Langzeitstudien in unseren Breitengraden sind uns noch nicht bekannt.

Die Nährstoffverteilung auf die Felder ist für uns sehr wichtig. Klar ist, dass die Rinder keine zusätzlichen Nährstoffe „produzieren“. Die Nährstoffe, welche bereits im Gras enthalten sind, kommen via tierischen oder pflanzlichen Dünger in etwa zu gleichen Teilen wieder zurück auf den Boden. Wir wissen allerdings noch nicht, wie gut der Boden die Nährstoffe jeweils „verdauen“ kann und ob es einen Unterschied gibt, ob die Nährstoffe aus dem Gras zuerst „durch die Rindermagen“ gehen oder direkt als Dünger verwendet werden. Da wir die Anzahl Rinder den Essgewohnheiten der Genossenschafter:innen entsprechend reduziert haben, können wir die Rinder sehr gut ausschliesslich von den Grasflächen in der Fruchtfolge und den Weiden im Hofgefüge ernähren. Da wir kein zusätzliches Futter zukaufen, haben wir durch die Rinder keinen Nährstoffüberschuss für unseren Boden. Im Gegenteil, durch die Produkte und das Gemüse, welche vom Hof weggehen, haben wir ein Nährstoffdefizit im Boden. Dieses füllen wir auf, indem wir z.B. einen Teil des Strohs für die Liegefläche der Rinder zukaufen (Stroh, Kot und Urin der Rinder werden zu Mist).

Die Nährstoffe im Hühnermist kommen zum grössten Teil vom Hühnerfutter, welches wir komplett zukaufen. Die Hühner können sich nicht allein von Gras ernähren, da sie keine Wiederkäuer sind, und nur einen kleinen Magen haben. Getreide, Ölsaaten und Soja sind wichtige Bestandteile in ihrer Ernährung.

Haltungen

  1. Konferenz „Nutztiere“
  2. Umfrage
  3. Fachkräfte

Konferenz „Nutztiere“

Bei der Konferenz “Nutztiere” (Oktober 24) wurden nach mehreren Diskussionsrunden zu unterschiedlichen Themen (s. Dokumente) Stimmungsbilder zu verschiedenen Aussagen festgehalten. Die Spielregeln waren wie folgt: Es wurde eine Aussagen vorgelesen und die Teilnehmer konnten sich zu dieser positionieren. Wer überhaupt nicht mit der vorgelesenen Aussage einverstanden war, positionierte sich links im Feld (rot). Wer vollkommen damit einverstanden war, positionierte sich rechts (grün). Die folgenden Fotos sind die Dokumentation dieser unterschiedlichen Stimmungsbilder.

Ich wünsche mir, dass sich ortoloco in den nächsten 5 Jahren zu einem Landwirtschaftsbetrieb ohne Nutztiere entwickelt.

Ich wünsche mir, dass sich ortoloco in den nächsten 10 Jahren zu einem Landwirtschaftsbetrieb ohne Nutztiere entwickelt.

Falls ortoloco weiterhin Nutztiere hat sollte die Haltung mit höchsten Ansprüchen an das Tierwohl weiterentwickelt werden.

Falls wir die Legehennen bei ortoloco abschaffen, könnte ich meine Eier an einem anderen Ort mit hohen Tierwohl-Ansprüchen beziehen.

Hühner sollten wir nur halten, wenn wir mittelfristig auf Hybrid-Rassen verzichten würden.

Wenn an der GV bei der Frage nach Nutztieren auf dem Hof nicht in meinem Sinn abgestimmt wird, würde ich bei ortoloco austreten.

Wenn das Abo 25% teurer würde, würde ich es beenden.

Weitere Wünsche & Anliegen

Bei den Diskussionstischen kamen auch einige sehr konkrete Vorschläge zusammen. Diese können hier nachgelesen werden (klicken zum Aufklappen)
  • Es wird eine vegane Versuchsfläche für den Gemüse- und Ackerbau geschaffen und von den Fachkräften betrieben. Begründung: Ein Teil der Mitglieder wünscht sich einen veganen Hof. Da es keine Erfahrungswerte gibt, wissen wir aktuell nicht, ob ein veganer ( oder teilveganer) Hof fachlich und wirtschaftlich umsetzbar ist.
  • Evtl. keine Schwarz-weiss-Lösung. Was gibt’s dazwischen? Nicht von heute auf morgen… Wo wollen wir zB. in 10 Jahren stehen – und wie kommen wir in nachhaltigen Schritten dorthin?
  • Hofschlachtung kann auch abschrecken ! das Töten kommt auf den Hof.
  • „Gesündere Hühner“: Rassen? Hybride? Anders füttern?
  • Bio-Gas-Anlage, Bio-Kohle-Anlage ! Biokohle kann man lagern und CO2 speichern + in den Boden einbringen
  • Wir haben auf dem Hof ein Nährstoffdefizit… Unsere Rüstabfälle auf den Hof bringen oder einsammeln auf der Verteiltour? (Oder wenigstens die Gnossis, die in der Nähe vom Hof wohnen – wäre schon mal etwas 😉
  • Schnitt-/Grüngut aus Extensivweiden könnten in Kompogas-/Pyrolyseanlagen in Dünger umgewandelt werden! Samendruck wird dadurch eliminiert. Kann auch extern (nicht auf dem Hof) geschehen.
  • Zahlen, wie viele Nährstoffe die Rinder liefern und durch die Verwertung von Grüngut geliefert werden könnte (Nährstoffbilanz mit/ohne Tiere).
  • Klimabilanz mit/ohne Tiere

Umfrage Genossenschaft

Um Entscheidungen zum Thema Nutztiere treffen zu können, haben wir im Mai 2024 eine Umfrage innerhalb der Genossenschaft durchgeführt. Eure Rückmeldungen helfen uns die Konferenz gut vorzubereiten und ein Stimmungsbild der Genossenschaft zu erhalten.

Hier geht es zu den Resultaten der Umfrage: https://nutztiere.ortoloco.ch/wp-content/uploads/2024/08/Resultate_Umfrage_Nutztiere.pdf.

Fachkräfte

Das Fachkräfteteam hat sich bereits intensiv mit dem Thema Nutztiere auf dem Hof auseinandergesetzt. Unter anderem unter den Aspekten der Ethik, der Nährstoffkreisläufe sowie der Ernährungssicherheit und Produktvielfalt, der Energieeffizienz und Emissionen, der Biodiversität, der Wirtschaftlichkeit sowie auch der Eignung unserer Anbauflächen und der persönlichen Interessen.

Grundsätzliches

Die Fachkräfte haben eine gemeinsame Haltung formuliert, hinter der alle 6 Personen stehen können und ihre jeweils individuell etwas unterschiedlich geprägte Haltung grundsätzlich wiederfinden.

  • Die Fachkräfte finden Nutztiere im Hofgefüge auf dem Fondlihof grundsätzlich nicht problematisch und sehen den Nutzen der Aufgaben, welche die Rinder, Legehennen und Honigbienen auf dem Hof erfüllen.
  • Falls wir uns für eine Zukunft mit Nutztieren bei ortoloco entscheiden:
    Die Fachkräfte streben eine Verbesserung des Tierwohls (insbesondere bezüglich der Ställe), der Aufbereitung der Hofdünger, der Beschaffung des Futters, der Pflege der Weiden und eine Reduktion des Stresses für die Tiere bei der Schlachtung an und haben viele konkrete Umsetzungspläne dazu.
  • Falls wir uns für eine Zukunft ohne Nutztiere bei ortoloco entscheiden:
    Die Fachkräfte würden die Entscheidung mittragen und finden eine Bewirtschaftung eines ganzen Hofes mit Gemüse-, Obst- und Ackerbau ohne Nutztiere grundsätzlich interessant. Der antizipierte Arbeitsaufwand um ein Szenario auszuarbeiten (Recherche, Sitzungen, Computerarbeit – auch für den Vorstand), der wahrscheinliche Verlust von Biodiversitäts-Förderflächen (BFF), offene Fragen zu Nährstoffversorgung, Ressourcenbindung, Workload und finanzielle Fragen lässt die Fachkräfte dennoch zögern und bereitet Sorgen. Eine solche Umstellung würde Jahre in Anspruch nehmen und müsste von der Genossenschaft mitgetragen werden.

Lebenshof

In den Umfrageantworten wurde die Frage nach einem Lebenshof aufgeworfen.

Auf Lebenshöfen oder auf Gnadenhöfen werden Nutztiere gehalten, deren Fleisch nicht gegessen wird. Die Tiere erfüllen aber durchaus den Zweck, Gras zu verwerten, Dünger zu liefern, Weiden zu pflegen. Die Tiere leben so lange, bis sie einen natürlichen Tod sterben oder eingeschläfert werden (z.B. aufgrund gesundheitlicher Probleme). Einige Höfe „retten“ auch Tiere von anderen Höfen oder von Schlachthöfen.

Die Haltung zu Lebenshöfen ist individuell und persönlich geprägt. Das Fachkraft-Team steht dem Konzept der Lebenshöfe kritisch gegenüber:

  • Die Nutztiere sind nicht für ein möglichst langes Leben gezüchtet. Wir befürchten viele Tierarztbesuche und dass die Entscheidung, wann das Tier sterben muss, dennoch beim Menschen liegt (einschläfern).
  • Es ist ein Trugschluss, dass wir auf einem Lebenshof keine Tiere mehr töten. In der landwirtschaftlichen Produktion ist es leider eine Tatsache, dass sehr viele Tiere sterben: Insekten beim Mähen und durch biologische Pflanzenschutzmittel, Würmer bei der Bodenbearbeitung, Mäuse in den Fallen und beim Vergasen im Gemüse und im Obst, Schnecken in Gemüse und Sonnenblumen mittels Schneckenkörner, im heissen Wasser oder im Tiefkühler als Beispiele.
  • „Tiere retten“ ist nicht wirklich nachhaltig, da das System dabei nicht geändert wird, sondern auf dem aktuellen System aufbaut. Es macht unserer Meinung nach mehr Sinn aufzuzeigen und umzusetzen, wie z.B. die Legehennenhaltung zur Eiergewinnung wieder wesensgerechter, weniger nährstoffintensiv und ressourcenschonender gestaltet werden kann (Zweinutzungs-Rassegeflügel, bessere Grasverwertung, Integration ins Hofgefüge, etc.). Oder salopp ausgedrückt: Man kann gar nicht so viele Tiere retten, wie es das viel zu intensive aktuelle System erfordern würde.

Die Haltung der Fachkärfte ist „ganz oder gar nicht“: Entweder ein Hof mit Nutztieren, welche möglichst wesensgerecht gehalten werden und sinnvolle Aufgaben im Hofgefüge erfüllen oder ein Hof ohne Nutztiere.

Aspekte & Szenarien

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Das ist der grosse Brocken…